2007-08-31

Pondicherry

Samstag, 24. August um 03.00 nächtens, startet das Taxi Richtung Pondicherry, Tamil Nadu, Ostküste. Mit an Bord Ambika, Anne, Manu, Vinz, Thomas und ich. Um 10 Uhr vormittags, ausgekühlt von unnötigerweise vorhandenen Klimaanlage, erreichen wir die kleine ehemalige französische Kolonie Pondicherry. Anne freut sich über französische Straßenschilder, ich mich über 35 Grad.

Da es so manche Leute vorziehen, ohne Pass in Indien zu verreisen, gibts zuerst mal Probleme im International Guesthouse, die schließlich im viel teureren Hotel du Parc (!) ein Ende finden. Nicht für mich, Anne und Vinz, wir schlafen um 150 Rs., was zwar für Indien teuer, aber für Pondicherry vergleichsweise billig ist, im Guesthouse, Teil des in Pondicherry ansässigen Ashrams.



Wasser? Süsses? Zigarette? Shampoo? Bei uns gibts heute alles im Angebot!

Etwas außerhalb von Pondicherry am Strand. Den Auroville für sich beansprucht...



Merkwürdiger Personenkult wird hier betrieben, Sri Aurobindo und The Mother, Irrer und Konkubine oder Spiritueller und Frau mit Mission? Sri Aurobindo und The Mother hatten und haben Pondicherry nach wie vor fest im Griff. Er gründete den Ashram in Pondicherry, sie verwirklichte 1968 ihre Vision vom friedvollen Zusammenleben aller in der internationalen Stadt Auroville.

Ein schräges Paar, dass uns in Pondicherry durchgehend verfolgt, sie sind trotz ihres Ablebens allgegenwärtig. Ihr Bilder werden zu tausenden verkauft, ihre Bücher kommen der Bibel gleich, und auch sonst hält der Fanshop beratende Unterlagen für jeden Lebensinhalt-Suchenden bereit. Wen’s interessiert: http://www.sriaurobindoashram.org/

Ich wundere mich auch über die betagten Posh-Ladies, die auf ihren feinen Damenrädern hoch erhobenen Kopfes und mit großen Sonnenhüten durch die Gegend radeln. Wahrscheinlich hängengeblieben, damals, in den wilden 68ern.

Auroville, von The Mother in ebendieser berüchtigten Zeit gegründet, liegt rund 10 Kilometer außerhalb von Pondicherry. Die kreisförmig angelegte, „internationale“ Stadt ist im Besitz der Auroville Foundation. From wikipedia: „Laut der letzten offiziellen statistischen Erhebung vom 16. Mai 2006 leben in Auroville 1829 Menschen (1398 Erwachsene und 431 Kinder), davon sind 752 indischer Abstammung. Insgesamt kommen die Bewohner von Auroville aus ca. 40 Nationen. Dabei stellen die größten Bevölkerungsanteile die Inder (724), die Franzosen (283)und die Deutschen (235)."



Trotzdem kann ich mich mit der Idee nicht anfreunden. Wieso behaupten die Grundsätze, dass keine Nation Land für sich beanspruchen darf, wenn auf einer Stadtkarte gegenüber klar und deutlich die Abgrenzungen in „American Pavillon“, „Tibetan Pavillon“, .. zu erkennen sind? Angeblich gibts gröbere Reibereien zwischen den einzelnen Communities, was auch klar aus „Auroville Today“ hervorgeht, dem städtischen Monatsmagazin. Darin finde ich ein Artikel, in dem sich die Amerikaner heftig gegen eine weitere Umsiedelung ihres Pavillons wehren. Als wir später zum „hauseigenen“ Strand fahren, muss ich mich doch sehr wundern, dass links und rechts im Abstand von etwa 500 Metern eine Absperrung den hier heimischen Indern den Zugang verwehrt. „Erst ab fünf Uhr“, erklärt mir ein indischer Lifeguard, der als Bewohner von Auroville so seinen Unterhalt verdient. Auroville liebt alle, bis auf die paar in Pondicherry heimische Inder, und verweigert ihnen ihr eigenes Territorium - denn das gehört eigentlich gar nicht mehr zu Auroville. Auch die „Aufnahmekriterien“ bzw. finanziellen Umstände sind mir nicht klar, bescheidene Menschen sehen jedenfalls anders aus. Und auf jeden Fall sympathischer. What to do.


Back to Pondicherry, back to real life.
Türkise violette blaue rote oder gelbe Häuser, grüne Bäume und ein bemalter Elefant prägen das Bild des Zentrums der kleinen Stadt mit rund 200.000 Einwohnern.
..ich sitze in der Werkstatt eines Goldschmieds..


...entdecke wieder einen neuen Buchladen ..

...spaziere durch die Gassen..


Am Bazar gehts zu wie auf einem Ameisenhaufen, nur nicht so geordnet. Am Sonntag stehen wir bald um 5 Uhr Früh aus und spazieren zur Strandpromenade, um noch im Halbschlaf den Sonnenaufgang sehen.

Abre los ojos. 180° um die eigene Achse gedreht tut sich auch einiges. Ein betagtes indisches Paar auf einer klapprigen Bank, die beiden genießen die kühle Morgenluft und warten auf nichts, wie es scheint. 50 Meter weiter links meditiert ein Mann mit Anzug. Nein, er hält sein Handy nur bedächtig ruhig an sein Ohr. Ja, die Inder und ihre Handy, das ist eine andere Geschichte, ich werd sich euch mal erzählen. Junge Männer laufen an mir vorbei, halten Händchen und toben herum wie die jungen Hunde. Auch ein alltägliches Bild.

Schließlich geht die Sonne auf und wir machen uns auf den Weg zurück. 2 Stunden schlafen müssen schon noch drin sein.

Sonntag Abend treten wir die Heimreise an, lass’ mich auf der Rücksitzbank wieder von 35 Grad auf 15 Grad schockfrieren und bin schließlich froh, wieder in Bangalore zu sein, ein paar Hautfarbennuancen tiefer und um weise Erkenntnisse reicher. Wochenendtrips zu sechst in viel zu teuren gesundheitsgefährdenden Autos sind nicht meine Idealvorstellung. Anne und ich haben sehr ähnliche Vorstellungen, wie und wohin und wann und wie lange und zu wievielt wir hier in Indien unterwegs sein wollen. Nämlich hauptsächlich mit dem Zug, hauptsächlich an etwas unbekanntere Orte, am besten für mehr als zwei Tage und maximal zu zweit oder zu dritt, manchmal am besten alleine...

Markus fliegt nächste Woche nach Sri Lanka um von dort aus sein Visum zu verlängern. Ich würde wirklich gerne mitkommen, nur leider sieht’s mit den Urlaubstagen nicht sehr gut aus, nachdem ich noch viel Besuch aus der Heimat bekommen werde und sparen muss was geht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Japp....waere echt cool wenn du Zeit haettest mitzukommen. *schnief*

Naechtel.....