Giant's kindergarden

Vergangenes Wochenende haben sich vier Bangaloreans auf den Weg in den Norden gemacht. Freitag, 22 Uhr, Bahnhof. Maike, Aniket, Thomas und ich kämpfen uns Richtung 3Tier AC, Schlafwagen. Ist der Bahnsteig überhaupt so lange wie dieser Zug? Vorbeigequetscht an hunderten Mitfahrenden, vorbei an verkrüppelten Bettlern, an zerlumpten Kindern, schlafenden Frauen, die ihre neugeborenen Kinder im Arm halten. Eine Familie zieht ihren Holzkarren an uns vorbei, darauf liegt ein alter Mann, abgemagert bis auf die Knochen, ein leerer Blick, aber das scheint hier bis auf uns niemandem aufzufallen. Wir schlafen sehr gut und vergleichsweise nobel auf 1,70 langen Etagenpritschen im unterkühlten Abteil, Samstag 7 Uhr stoppt der Zug in Hospet. Noch 20 Minuten Fahrt durch kleine Dörfer und der üblichen Streiterei wegen Fahrtvergütung erreichen wir Hampi. Und Hampi wirkt. Wirkt auf uns, vom ersten Moment an, als riesige Steinkolosse sichtbar werden, die wie von einer unsichtbaren Hand festgehalten aufeinander thronen. Die letzten Meter bergab zum Gate und wir erreichen den Hampi Bazaar, Zentrum dieser kleinen Stadt inmitten eine alten Tempelanlage.

In Hampi gibt es keine Hotels oder sonstige Luxusherbergen. Unzählige Guesthouses bieten Schlafplätze für ein bisschen mehr oder viel weniger als einen Euro pro Nacht. Im Shanti steigen wir ab, kritzeln Name und viele andere Daten in das Buch, hinter dem der indische Weihnachtsmann sitzt (c Maike). Scheinbar mit dem Stuhl verwachsen hockt hier den ganzen Tag ein alter indische Mann, klebt die Seiten alter Bücher einzeln zusammen und lässt das Herz eines jeden mit vorgefertigten und in Europa überlieferten Vorstellungen und Bildern über Indien geformten Traveller höherschlagen. Die Landschaft ist einzigartig, wie freuen uns über Stille, Luft und beautiful Hampi. Der Tungabhadra schlängelt sich leise durch die Landschaft, die fast überquillt von Steinen. Kleine Steine, runde Steine, riesge Steine, unglaublich riesige Steine. Giant's Kindergarden. Irgendwer muss die Felsen ja dorthin gebracht haben. Am Samstag düsen wir mit Mopeds durch das Gebiet rund um Hampi, sitzen in Tempelanlagen und klettern auf einen Felsen, um einen Blick auf dieses Areal zu werfen, in dem wir eigentlich noch länger bleiben wollen. Im Mangotree

Den Abend verbringen wir im Mangotree. Laut Coni India's most beautiful place to be. Wahrscheinlich einer von vielen, aber dieser Fleck Erde hat's in sich. Unter Bananenplantagen hindurch gelangt man auf eine Anhöhe neben dem Fluss, wo sich seit mehr als 20 Jahren das Mangotree befindet. Auf mehreren kleinen Terrassen sitzen Inder und Nicht-Inder auf Bambusmatten, trinken Papaya Lassi und fliegen bei Gelegeneheit auf einer alten Schaukel über den Fluss. Aniket, dieser lustige Inder, der eigentlich kein Inder sein will, würde am liebsten dortbleiben. Und weiter Stadt-Land-Fluss spielen.

Am Sonntag laufen wir durch die Stadt, ich besuche auf Empfehlung Mr. Shiva und seine Familie in ihrem Guesthouse, wir trinken Kaffee und haben eine gute Zeit. Durch den täglichen Monsun-Schütter in einem kleinen Restaurant gefangen, beobachte ich das vibrierende Indien. Am Abend geht's zurück nach Bangalore, Montag Früh erreichen wir mit zwei Stunden Verspätung unsere Stadt. Ja, sie hat uns wieder. Ich mach mich auf den Weg zum Commissioner of Police, ins Foreigners Registration Office. Da ich länger als 180 Tage hier bin, brauche ich eine spezielle Aufenthaltsbewilligung. Aber keine der Horrogeschichten bewahrheitet sich, ich warte nur zwei Stunden und habe den Zettel in der Tasche. Wahrscheinlich weil die Beamten in Goldkettchen die Österreicher mögen. Oder weil ich Teresa heiße. Oder weil ich einfach Glück gehabt habe. Zurück gehts mit der Rikshaw Richtung Office. Eine neue Woche beginnt. Lärm, Hupen, Abgase. Ohrstöpsel rein, Musik an, hello Banga!!!!

Maike hat tolle Fotos gemacht, und schreibt regelmäßig einen Blog für den Kölner Stadtanzeiger!