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Perfekte Inszenierung der Bush-Visiten
George W. Bushs Regisseure überlassen nichts dem Zufall. Seine Reisen sind bis ins Detail geplant. Der ehemals nicht gerade weltgewandte Gouverneur von Texas hat mittlerweile 32 Visiten hinter sich. Die Bilder, die dabei entstanden, wurden vorher inszeniert.
Bei seinem Auftritt vor der ehemaligen Parteizentrale der Kommunisten in Bukarest ließ sein Lichtexperte Scheinwerfer aus Großbritannien einfliegen. Die Besuche des US-Präsidenten sind bis zum kleinsten Programmpunkt durchkomponiert. George W. Bush, der bis zu seinem Wahlsieg im Jahr 2000 kaum im Ausland war, hat mittlerweile 32 Reisen hinter sich.
Insgesamt war er in den fünfeinhalb Jahren seiner Präsidentschaft 133 Tage unterwegs. Ungefähr die Zeit, die Bill Clinton während seiner achtjährigen Amtszeit herumreiste. Bush, der ehemalige texanische Ölmanager ist ein Außenpolitiker geworden, der vor allem auf die Bilder setzt, die er in der Heimat verkaufen kann.
Nie zuvor war die Regie einer US-Präsidentschaft professioneller. In Erinnerung bleibt etwa Bushs erster Besuch im Irak nach dem Fall des Saddam-Regimes. Der Präsident wurde im Fliegeranzug mit einem Kampfjet auf dem Flugzeugträger Abraham Lincoln abgesetzt. Der Mannschaft wurden farblich abgestimmte T-Shirts angezogen. Über ihnen prangte die Aufschrift: Mission accomplished - Mission erfüllt. "Das goldene Licht auf der linken Wange des Präsidenten und der Schatten afu der rechten, das war unglaublich gut", sagte ein TV-Berater von Bill Clinton später.
Die Inszenierung erreicht zuweilen potemkinsche Züge. Als Bush Ende November 2003 einen seiner häufigen Blitzbesuche bei den Truppen im Irak absolvierte, tischte er einen knusprigen Truthahn, mit üppiger Obst- und Gemüsegarnitur auf. Der Braten war allerdings eine Plastikattrappe, wie die Washington Post herausfand.
Neben der Suche nach dem wirksamsten Bild kann man den Reiseinszenierungen auch die enormen Befürchtungen ablesen. Aus Sicherheitsgründen wirken Bushs Besuche oft überraschend, sind aber keineswegs spontan: Als der US-Präsident Dienstag vergangene Woche in den Irak reiste, wussten weder der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki noch die meisten Minister der US-Regierung etwas davon. Zum Zeitpunkt des Abflugs waren lediglich Vizepräsident Dick Cheney, Außenministerin Condoleezza Rice und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld eingeweiht gewesen. Die Reise war allerdings schon einen Monat zuvor geplant.
Große Entfaltungsmöglichkeiten gibt es nicht bei den Besuchen. Sicher nicht dem Zufall überlassen ist, wo Bush etwa ein Bad in der Menge nimmt. Es geht um die Bildsymbolik, die zum Text passen muss. Im Vorjahr in Bratislava hatte er wie schon zuvor im Baltikum den Freiheitskampf kleiner osteuropäischer Staaten als Vorbild für den Rest der Welt gewürdigt. Danach küsste er eine ältere Dame. In Osteuropa kann er zudem mit fähnchenschwingenden Massen rechnen, im "alten Europa" eher mit Protestzügen.
Auf Reisen inszeniert sich Bush nicht nur als Freiheitsbringer, er weist auch dem Gastgeber diese Rolle zu. "Indiens Führung wird gebraucht in einer Welt, die sich nach Freiheit sehnt", sagte Bush in Neu Delhi im März diesen Jahres. Auch wenn es bei dem Besuch wohl eher um handfeste militärische und wirtschaftliche Interessen ging.
(awö/DER STANDARD, Printausgabe, 21.6.2006)
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